Infos über den König der Rabenvögel- Corvus Corax
Ehrfurcht und Verteufelung, Sagen und Legenden
Rabenvögel:
ganz besondere Singvögel
Die
Rabenvögel sind eine Familie der Singvögel mit besonders eindrucksvollen
Vogelgestalten. In Europa kennen wir vorallem acht Arten: Kolkrabe, Aaskrähe
(mit den Unterarten Raben- und Nebelkrähe), Saatkrähe, Elster, Dohle,
Alpendohle, Eichelhäher und Tannenhäher.
Alle heben sich gegenüber anderen Singvögeln allein schon durch ihre Größe
heraus. Selbst der in Gestalt und Verhalten am ehesten an einen kleineren
Singvogel erinnernde Eichelhäher wiegt 170 Gramm, etwa das Zehnfache
eines Kleinvogels. Die Krähen sind mit 200 bis 400 Gramm etwa so groß
und schwer wie mittelgroße Eulen. Der größte Rabenvogel, der Kolkrabe,
ist immerhin so groß wie ein Mäusebussard, bei einem Gewicht von über
1,2 kg. Für vogelkundliche Laien ist es deshalb überraschend, daß es
sich bei diesen Vögeln um nahe Verwandte von Amsel, Drossel, Fink und
Star handelt.
Rabenvögel
Die Syrinx der
Rabenvögel ist sogar noch besonders kompliziert ausgebildet. Alle Rabenvögel
beherrschen einen leisen Plauder-Gesang und haben ein großes
Stimmspektrum, auch wenn sie gewöhnlicherweise nur krähen oder krächzen.
Die Rabenvögel werden normalerweise an die Spitze der Singvögel
gestellt. Die Gründe dafür sind ihre für Vögel erstaunlichen geistigen
Fähigkeiten, ihre Größe und ihr komplexes Verhalten.
Die Familie besteht aus rund 100 Arten und ist besonders auf der nördlichen
Hemisphäre und in Südostasien verbreitet. Sie fehlt nur auf einigen
ozeanischen Inseln, in Teilen Südamerikas und in Neuseeland.
In Sprichwörtern, Sprüchen,
Redewendungen und Kinderliedern:
Erziehst du dir
einen Raben, so wird er dir ein Aug ausgraben
Der Raben Bad und
der Hure Beichte sind unnütz
...fällt er in
den Graben, fressen ihn die Raben...
Rabeneltern,
Rabenmutter, Rabenvater, Rabensohn, Rabentochter, Rabenbrut, Rabenaas
Rabenschwarz,
Kohlpechrabenschwarz
von
rabenschwarzer varve truogen richiu kleit. Nibelungenlied, 386,3
Rabenstein (ursprünglich
der gemauerte Richtplatz unter dem Galgen)
Der
Rabe in der griechischen Mythologie
Dem Apollo
brachte ein Rabe die Nachricht, dass seine Geliebte, Coronis, sich mit
Ischis verbunden habe, was Apollo mit solchem Schmerz erfüllte, dass er
Coronis erschoss und den Raben, der vorher weiß gewesen, schwärzte.
Darauf sandte er den Vogel mit einem Mischkruge (Crater) aus, um von einer
Quelle Wasser zu einem Opfer zu holen. Da aber der Rabe an der Quelle
einen Feigenbaum mit unreifen Früchten fand, so wartete er hier, bis die
Früchte reif waren, um von ihnen zu naschen. Dann brachte er dem Gott mit
dem Wasser eine Schlange, und gab vor, diese habe ihm bisher den Zugang
zur Quelle verwehrt. Apollo bestrafte den Lügner mit dem Tode, setzte
aber Schlange, Rabe und Becher an den Himmel unter die Gestirne. Die
Schlange steht unter den Bildern des Tierkreises am südlichen Himmel,
beginnt mit dem Kopf (einem hellen Stern zweiter Größe, Alphard), nahe
unter dem Krebs, zieht sich bei dem Löwen und der Jungfrau vorbei und
endet bei der Waage, in ihren Krümmungen eine große Zahl kleiner Sterne
bergend. Auf ihr steht der Rabe unterhalb des Sternbildes Jungfrau, an
vier hellen Sternen kenntlich; gleichfalls unter der Jungfrau, auf dem Rücken
der Schlange stehend, befindet sich der Crater, dessen Rand sechs Sterne
vierter Größe bilden, die beinahe in einem Kreis stehen. Die drei
Sternbilder enthalten zusammen mehrere hundert kleinere Sterne.
Die
Corvidae werden in 4 Gattungsgruppen unterteilt:
Häher
(42
Arten) Die Häher zeigen unter den Rabenvögeln noch die typischsten
Singvogelmerkmale. Die einheimischen Arten sind Nucifraga caryocatactes
(Tannenhäher) und Garrulus glandarius (Eichelhäher). In Nordeuropa kommt
außerdem der Unglückhäher (Perisoreus infaustus) vor. In Nordamerika
ist die Gruppe der Blauhäher verbreitet, in Mittelasien der wüstenbewohnende
Saxaulhäher (Podoces panderi).
Elstern
(19
Arten) Hierbei handelt es sich um meist Arten mit überwiegend schwarz-weißem,
gelb-grünem oder schwarz-blauem Gefieder und einem langem gestuften
Schwanz. Gattungen sind Pica (Elster), Cyanopica (Blauelster), Cissa
(Jagdelster), Crypsirina (Spatelschwanzelster), Platysmurus, Dendrocitta
(Baumelster), Urocissa (Schweifkitta, Blauelster).
Bergkrähen
(2
Arten) Mit der Gattung Pyrrhocorax (Alpenkrähe & Alpendohle) in
Gebirgen und an Felsenküsten.
Raben
und Krähen
(33
Arten) Meist schwarze, selten graue oder braune Vögel. Hauptsächlich
bestehend aus der Gattung Corvus. Systematisch isoliert noch die Gattung
Corvultur.
Rabenvögel
waren nie beliebt
Von den Raben geht eine eigenartige Faszination aus.
Bis heute überwiegt jedoch bei den meisten Menschen ein Argwohn gegenüber
Rabenvögeln, der seine Wurzeln in der frühen Kulturgeschichte hat. In
der römischen und griechischen Antike war das Erscheinen der schwarzen
Raben, ob Kolkrabe, Aaskrähe, Saatkrähe oder Dohle, immer ein Zeichen
nahenden Unglücks.
Besonders Kriegsunglück und Tod konnten die klugen Raben in der
Vorstellung der Menschen vorausahnen. Raben folgten den Heeren nicht ohne
Grund aufs Schlachtfeld: es war damals schon bekannt, daß sie Aas
fressen. Die Germanen überließen den heiligen Tieren des Kriegsgottes
Wotan, den Wölfen und Raben, sogar ganz bewußt ihre Gefallenen auf den
Schlachtfeldern.
Rabenvögel
- schlaue, gelehrige und selbstbewußte Kulturfolger
Krähen und Elstern gehören zu den wenigen Tierarten, die sich
erfolgreich in unseren Städten ansiedeln konnten. Beide Arten haben
gelernt, daß ihnen dort vom Menschen kaum Gefahr droht und ein immer
reich gedeckter Tisch auf sie wartet. Neben Insekten, Beeren, Würmern
bilden Speisereste im Müll und Abfall eine willkommene Ergänzung des
Nahrungsspektrums für die gefiederten Allesfresser. Auch Aas findet sich
durch das hohe Verkehrsaufkommen in den Städten weitaus häufiger, als in
ihrem natürlichen Lebensraum. Trotzdem sind unsere Städte für die
Rabenvögel kein Paradies. Bei der Nahrungssuche geraten sie häufig unter
die Räder, und auch Stromleitungen werden ihnen oft zum Verhängnis.
Krähen und Elstern gehören zu den Rabenvögeln, den größten Vertretern
der Ordnung der Sperlingsvögel. Sie sind, ihrem krächzenden Ruf zum
Trotz, auch Singvögel. Rabenvögel sind gesellige und soziale Tiere. Im
Herbst und Winter schließen sie sich gern zu großen Verbänden zusammen.
Im Frühjahr finden sich Paare zusammen, besetzen ein Brutrevier und
beginnen gemeinsam mit dem Nestbau.
Auch Nichtbrüter, wie z.B Tiere, die keinen Partner oder kein geeignetes
Revier finden konnten, und einjährige Jungtiere, brauchen bei den Rabenvögeln
nicht auf soziale Kontakte zu verzichten. Sie bleiben weiterhin in Gruppen
zusammen. Jungtiere bleiben nach dem Flüggewerden oft bis zum nächsten
Frühjahr im Familienverband und haben so die Möglichkeit, nützliche
Verhaltensmuster von den Altvögeln zu erlernen.
"Sozialarbeiter"
Rabenvögel
Auch die Elstern und Krähen haben in der Natur ihren Platz und erfüllen
wichtige Aufgaben. Sie sind "Häuslebauer", Müllmänner und
Gesundheitspolizei. So nisten andere große Vogelarten, wie z.B. der
Turmfalke und die Waldohreule, häufig in verlassenen Krähen- und
Elsternestern. Aas und Kadaver werden von ihnen beseitigt.
Doch warum haben Rabenvögel dann diesen schlechten Ruf? "Fliegt
eine Krähe dreimal übers Haus, trägt man bald einen Toten heraus." Solche
und ähnliche Volksweisheiten kannten unsere Vorfahren zuhauf. Schon seit
jeher umgibt diese Vögel etwas Geheimnisvolles. In der heidnischen
Mythologie galt die Elster als Vogel der Göttin des Todes, Kriegsgott Odin
hatte zwei Raben auf seinen Schultern sitzen und das Erscheinen von Krähen
wurde als böses Ohmen gedeutet. Im Mittelalter waren sie als Hexenvögel
verschrieen. Sicherlich kommt dies aus der Beobachtung heraus, daß sowohl
Elstern als auch Rabenkrähen häufig an Tierkadavern zu sehen waren. Auch
ihr Leichenschmaus auf zahlreichen Schlachtfeldern der Geschichte brachte
sie immer mit Gevatter Tod in Zusammenhang. Wen wundert es dann noch, wenn
auch in den Volksweisheiten mehr Schlechtes als Rechtes über Rabenvögel
verewigt wurde? Auch heute noch stecken diese Ängste und Vorurteile in
unseren Köpfen. Geschürt werden sie durch unsachgemäße Berichterstattung
in der Presse und durch Filme wie Hitchcocks "Die Vögel".
Krähen
und Elstern sind keine Singvogelmörder!
Immer wieder
werden Rabenkrähen und Elstern als Sündenböcke für den Rückgang
vieler Singvogelarten verantwortlich gemacht. Wissenschaftliche
Untersuchungen beweisen, daß kein Zusammenhang zwischen dem Anstieg der
Elstern- bzw. Krähenpopulation und dem Rückgang von Singvogelbeständen
besteht. So ergab eine Untersuchung in Osnabrück, die über zehn Jahre
hinweg durchgeführt wurde, daß, trotz einer Vervierfachung des
Elsternbestandes, eine positive Bestandsentwicklung beim überwiegenden
Teil der häufigen Stadtvogelarten zu verzeichnen war.
Weitere Untersuchungen in verschiedenen Gebieten zeigen außerdem, daß
die Nahrung von Krähen und Elstern nur zu etwa 3% aus Eiern und
Wirbeltieren, wie z.B. Kleinsäugern oder Nestlingen, besteht. Bei diesem
geringen Anteil an Vogeleiern und Jungvögeln in der Nahrung von Elstern
und Krähen, kann von ihnen nicht als echte Räuber gesprochen werden. Und
kaum jemand denkt beim Anblick eines possierlichen Eichhörnchens oder
Igels daran, daß auch sie Nester plündern und die Eier fressen. Trotzdem
werden beide nicht als Singvogelmörder bezeichnet.
Krähenschwarm
reißt Lämmer! Krähen hacken Schafen die Augen aus!
Solche und ähnliche
Meldungen geistern in letzter Zeit immer häufiger durch die Presse. Und
oft genug zeigte es sich, daß entsprechende Meldungen durch die Presse kräftig
aufgebauscht oder Tatsachen verfälscht wiedergegeben wurden. Meist wird
sehr genau beschrieben, wie dem "Opfer" zunächst die Augen
ausgehackt werden, um das wehrlose Tier anschließend leichter töten zu können.
Der entsprechende "Augenzeuge", der diese Grausamkeiten
beobachtet haben will, traf jedoch fast immer erst nach der vermeintlichen
Tat ein, wenn auch die Krähen den Kadaver entdeckt und sich dort
versammelt hatten. Genauere Untersuchungen dieser Vorfälle durch
Wissenschaftler ergaben, daß es sich bei den angeblich
"gerissenen" Tieren um Totgeburten oder aus andern Gründen, wie
z.B. Unterernährung oder Krankheit, verendete Tiere handelte.
Krähen sind keine "Raubvögel", sie haben weder die Schnäbel
noch die Krallen von Greifvögeln und verfügen daher nicht über die
erforderlichen "Waffen", um gesunde Tiere zu erlegen. Selbst bei
bereits verendeten Tieren haben sie große Mühe, mit ihren Schnäbeln die
Haut aufzuhacken. Jeder Tierarzt kann bestätigen, welchen Widerstand die
Haut eines Schafes einem scharfen Skalpell entgegensetzt. Sofern ihnen
nicht bereits ein Beutegreifer, wie z.B. ein Fuchs oder ein Hund, diese
Arbeit abgenommen hat, bleiben den Krähen nur die Weichteile. Dies sind
z.B. After, Leistengegend, Augen und bei totgeborenen Lämmern auch der
noch nicht verheilte Nabel. Für den Menschen mögen besonders die beiden
letztgenannten Fälle grausam klingen, für die Krähen ist es oft die
einzige Möglichkeit, an ihr Mahl zu gelangen und ihren Aufgaben als
"Müllmänner" und "Gesundheitspolizei" nachzukommen.
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